Ich wollte und will immernoch wissen welche Geschichten sich hinter den zahlreichen Obdachlosen, die ich auf meinen Reisen gesehen habe, verbergen. Vielleicht hätte ich sie auch einfach fragen können. Ein zwei mal habe ich mich auch getraut und es wurde dankbar angenommen, vielleicht ist die Zeit-„Spende“ sogar wertvoller als das Geld welches sie zum Überleben brauchen. Wie oft sagte man mir, ich wäre meines eigenes Glückes Schmied… ende ich auf der Straße wäre es meine Schuld, denn in Deutschland muss das nicht so sein. Ich denke wenn es so einfach wäre, gäbe es das Problem nicht. Aktuell bin ich Einkommenslos und aufgrund von dem teilweise respektlosen Behandlungen seitens der Agentur für Arbeit und der vielen verabscheuenden Bürokratie, nehme ich den „Service“ der Agentur nicht mehr wahr, obwohl sie mir sagten es wäre mein Recht, ich hätte jahrelang eingezahlt. Sie behindern mich aber, anstatt mir zu helfen.Da ich gut vermittelbar bin und einen guten Lebenslauf vorzuweisen habe, zeigte sich die Agentur für Arbeit zuletzt sehr kooperativ und bezahlte mir eine Weiterbildung in meinem Interesse und zumindest die erste Phase als Arbeitslose wurde mir recht einfach gemacht. der Druck wird sich aber demnächst erhöhen, sobald die Schonfrist verstrichen ist und ich mir den Arbeitgeber nicht mehr ohne weiteres „aussuchen“ darf.
Aber zurück zu den Betroffenen dieser teilweise seltsamen Welt. Die Geschichten von Obdachlosen beschreiben einen Teufelskreis aus dem man nur schwer ausbrechen kann… Depressionen, Misshandlungen, Alkohol als Lösungsmittel… Schamgefühle, falscher Umgang… die Gedankenwelt verändert sich, das kann zum Gefängnis werden… die Gedanken halten einen unten und den Kampf gegen die eigenen Dämonen im Kopf darf man nicht unterschätzen. Mein Chef in UK (Gründer von „The Missing Kind“ Charity) versucht seit Jahren immer wieder Obdachlosen eine Chance zu geben und sie in seinem „Geschäft“ einzubinden, mit nur wenigen Grundbedingungen… sie müssen sich täglich einmal bei ihm melden für einen Zeitraum von einem Monat, als Motivationstest. Er hört ihnen zu, alles geschieht auf Augenhöhe. Es war inspirierend zu sehen wie er sie auf der Straße anspricht, mit ihnen einkauft und sich alles interessiert und mit vielen Rückfragen anhört. Bisher ist es schief gegangen… sie hätten ein „mindset“ an das man nur schwer rankommt, sie lassen sich nur schwer helfen und aus dem „Schlamm ziehen“. Ich lerne für mich selbst gerade „richtig zu helfen“, ohne Babysitter für jemanden zu sein und der Person seiner Fähigkeiten und Verantwortlichkeiten zu berauben, nur damit ich mich vielleicht „stärker und gebraucht“ fühle . Ich denke viele Menschen ist dauerhaft besser geholfen, wenn man ihnen Möglichkeiten gibt sich selbst zu helfen… dazu braucht es manchmal „nur“ Verständnis, Geduld und ein offenes Ohr… sowie Schilder die zu Lösungswegen zeigen. Die Organisation „Crisis“ leistet gute Arbeit, allein der Instagram Feed leistet wunderbare Aufklärungsarbeit. Ich lese dass Obdachlose häufig keine Familie (mehr) haben oder keine die entsprechenden Rückhalt bietet. Ich habe eine Ahnung davon wie tödlich Einsamkeit und fehlende soziale Bindungen sein können. „Liebe“ ist ein Grundbedürfniss, aber die moderne Welt erzieht uns zu unabhängigen Einzelgängern… an mir selbst sehe ich wie sehr ich Angst vor Abhängigkeit habe, finanziell, materiell, emotional… und die neue Welt macht es einfach: Apps und Services können fast jeden ersetzen. Ich bezweifle dass das gut geht.
Quellen und weiterführende Links
- simplify.de – Anderen richtig helfen
- alkoholismus-hilfe.de Hinweise für Angehörige von Alkoholkranken und Aufklärung über die Krankheit der „Co-Abhängigkeit“
- forum-alkoholiker.de – Grundbausteine der Co-Abhaenigkeit.php
- diepresse.de – Richtig helfen: Nächstenliebe – gut und gefährlich „Wenn die direkt sichtbare, unmittelbare positive Wirkung zum einzigen Maßstab wird, schlägt Hilfsbereitschaft rasch in Enttäuschung, Frust und Ablehnung um. Ebenso gefährlich ist es, wenn man Hilfe gegen flächendeckende Dankbarkeit zu tauschen hofft – auch da ist die Enttäuschung programmiert.“
- Instgram von Crisis UK – We know that together we will end homelessness, die Organisation klärt auf, sucht nach Lösungen und packt an. Ich mag das Instagram-Profil besonders, weil hier die Obdachlosen zu Wort kommen und Einblicke in die Psyche gewähren. Mir hat das persönlich sehr geholfen Ihre Lage, ihr Handeln, ihr Verhalten besser zu verstehen und ihnen ggf. auch anders gegenüber zu treten.